Wir sitzen alle in einem Oranienburg

 Gedanken zur gestrigen Entscheidung der Stadtverordneten zur Feuerwache Zehlendorf:

Fast auf den Tag genau vor 17 Jahren wurden die Gemeinden Friedrichsthal, Germendorf, Lehnitz, Malz, Schmachtenhagen mit Bernöwe, Wensickendorf und Zehlendorf Ortsteile der Stadt Oranienburg. 

Auch heute, 17 Jahre nach dieser Gemeindegebietsreform besteht Oranienburg in den Köpfen Vieler immer noch aus der "Kernstadt" und den Ortsteilen - ein Ganzes ist diese Stadt noch lange nicht.

Woher kommt das?

Zu den rund 30.000 Alt-Oranienburgern kamen 2003 knapp 11.000 Neu-Oranienburger, ein Viertel der Einwohner Oranienburgs kamen also aus den Ortsteilen. Aber wie sah die Entwicklung in der Gesamtstadt in den letzten Jahren aus? Wie intensiv waren die Anstrengungen, die Menschen in den Ortsteilen tatsächlich mitzunehmen bei der Stadtentwicklung?

Ja gut, es gibt Ortsbeiräte und Ortsvorsteher/innen, es gab (oder gibt?) "Arbeitsberatungen" des Bürgermeisters mit den Ortsvorstehern/innen. Das waren aber keine Beratungen, Abstimmungen auf Augenhöhe sondern eher wie "Besuche bei Hof", zu denen Bittsteller erschienen.

Damals wurde sogar laut darüber nachgedacht, dass es besser sei, die Ortsbeiräte abzuschaffen (und das von noch heute aktiven Kommunalpolitikern). Zum Glück kam es nicht dazu!

Ein Geschäftsmann aus Oranienburg sagte mal: "Zuerst müssen die Köpfe zusammen". Fünf Worte, die es in sich haben. Die Köpfe zusammen...stecken, sich annähern, sich riechen können - eben zueinander kommen ist das Erste und Wichtigste auch dann, wenn Gemeinden zusammen gelegt werden. Damals gab es das Argument, dass mit dieser Zusammenlegung die Finanzen und die Kräfte gebündelt werden können. Wie sagt man so schön - nur gemeinsam sind wir stark. Aber leider geht's nicht gemeinsam in unserer Stadt, sondern viel zu oft gegeneinander. So auch derzeit bei der Diskussion um die Feuerwehr in Zehlendorf. Ohne die Menschen mitzunehmen wird das nichts, da kann es noch so viele Tatsachen und richtige Argumente geben.

Mag ja sein, dass die Einsatzstärke der Ortswehren wochentags nicht so doll ist und ja, die Technik ist teuer und muss auch richtig genutzt werden, damit sich die Geldausgabe lohnt. Aber es fehlt der Stadtverwaltung und ihrem Chef leider oft an Kreativität bei der Arbeit, an guten Ideen, an Um-die-Ecke oder In-die-Ortsteile denken. Die Einwohner in den Ortsteilen fühlen sich abgehangen, wenn sie sehen, dass immer wieder Neues in der Kernstadt entsteht und bei ihnen dann auch noch die Feuerwehr weg soll. Das ist doch verständlich. Früher gab es in jeder Gemeinde den oder die Gemeindearbeiter, es gab die Hausmeister in den Schulen und Kitas, die sich um ihre Gemeinde, ihr Dorf, ihre Schule oder Kita gekümmert haben, sich verantwortlich fühlten. Heute ist alles zentralisiert, es gibt für alles Vorschriften, Anweisungen - aber die Freude an der eigenen Arbeit, das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen kann man damit schnell zunichte machen. Der Gemeindearbeiter, der Feuerwehrmann und der Hausmeister (gern auch alles in der weiblichen Form) ist Teil der Gemeinschaft IM ORT, dort gehört er oder sie dazu und dorthin gehören die Einrichtungen, also Gerätehäuser für die Feuerwehr, der Stadthof und das Haus für die Hausmeister und wie das umgesetzt werden kann - darüber muss gesprochen werden. Ich bin davon überzeugt, dass es nur so gelingen kann, unsere Ortsteile als lebenswerte Orte zu erhalten.

Ich freue mich über das gestrige Ergebnis in der Stadtverordnetenversammlung - nicht nur für die Zehlendorfer Feuerwehr. Bis alle Feuerwehren DIE Feuerwehr Oranienburg sind, wird es aber noch ein langer Weg. Dazu müssen die Köpfe und die Herzen zusammen und das verlangt Verständnis und Achtung für unsere Ortsteile - beides kann ich in der Verwaltungsspitze leider nicht erkennen.

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